Nach Vereinnahmung einiger Jagdgebiete wurde Ruaha zeitweise zum größten Nationalpark Tansanias. Nach Schaffung des Nyerere Nationalparks rangiert Ruaha zwar inzwischen auf dem zweiten Platz, mit einer Fläche von rund 20.000 km² ist in der Größe aber noch immer vergleichbar mit Hessen oder Sachsen-Anhalt. Er liegt ziemlich genau zwischen dem Indischen Ozean auf Höhe Sansibars und dem Tanganyikasee. Mit über 10.000 Elefanten besitzt der Ruaha die meisten grauen Riesen in Ostafrika. Der Tierreichtum ist außergewöhnlich gut und konzentriert sich an seinen vielen Flüssen, vor allem dem wasserreichen Ruaha River, der die Lebensader des Parks und die Heimat von Nilpferden, Krokodilen und zahlreichen Fischschwärmen darstellt. Nach Regenfällen wird er ein reißender Fluss, der sich in der Trockenzeit in einen von weißen Sandbänken umgebenen Tümpel voller Leben verwandelt. Wasserböcke, Impalas und die hier am südlichsten vorkommenden Grant-Gazellen riskieren immer wieder ihr Leben für einen Schluck Wasser – in einem ewigen und unerschöpflichen Jagdgebiet von Löwen, Leoparden, Geparden, Schakalen, Hyänen und mehreren Rudeln der seltener anzutreffenden Wild Dogs, von denen der Park eine bedeutende Anzahl hat.
Hier findet man ein einmaliges Zusammenleben der verschiedensten Tierarten und Pflanzen, denn der Ruaha Nationalpark ist das einzige Schutzgebiet, in dem ost- und südafrikanische Flora und Fauna sich überschneiden. Hier kann der Besucher das Kleine und das Große Kudu oder Säbel- und Roan-Antilopen bewundern.
Der größte Teil des Nationalparks ist nicht erschlossen, da weite Teile nur sehr schwer zugänglich sind, was leider eine Aufforderung zur Wilderei ist. Eine oft mit Felsen durchsetzte Hügel- und Berglandschaft, die von vielen, oft nicht passierbaren Flüssen durchzogen wird, charakterisiert den Park. Sumpfgebiete, kleinere Gras- und Akaziensavannen, semi-arides Buschland, Miombe-Wälder, riesige Dhoum-Palmen in den Flusstälern und unzählige Baobab-Bäume sind weitere Merkmale dieses riesigen Ökosystems, das nur 500 bis 800 mm Regen pro Jahr erhält. Intensiver Reisanbau im Quellgebiet und am Oberlauf des Ruahaflusses tragen vereint mit dem Klimawandel zu verstärkt auftretenden Phasen der Flussaustrocknung bei. Massenversammlungen von Krokodilen und Nilpferden sind gegen Ende der Trockenzeit oft zu beobachten. Nachts mit der Taschenlampe angeleuchtet bilden die Augen der Krokodile oft große Lichterketten.
Der Ruaha Nationalpark ist in all seinen befahrbaren Bereichen mit einem wunderbar großen und unglaublich vielfältigen Tierbestand – von den sage und schreibe fast 600 Vogelarten gar nicht zu sprechen – gesegnet. Der Ruaha Nationalpark, der in großer Entfernung von den Zentren der Zivilisation und damit des Tourismus liegt, würde alleine aufgrund seiner Größe noch viel mehr Touristen zu seinem Schutz vertragen. Bis jetzt kann man ihn noch wie ein Stück Afrika zu alten Zeiten genießen, wenn auch wegen seiner Abgelegenheit zu einem höheren Preis, ähnlich den noch abgelegeneren Nationalparks Katavi und Mahale.